Nurgles siegen gegen Zwerge und Publikum

„Touchdowns sind uns egal – wir wollen eure Qual“ oder auch „Unentschieden ist uns Recht, wenn ihr euch die Knochen brecht“ waren noch die freundlichsten Transparente, welche zur Begegnung von Goldman’s Axt und des nurgeligen Ärzte haben Grenzen eV die Tribünen zierten.  Dass den beiden unbeliebtesten Teams des Wettbewerbs derartiger Hass entgegenschlagen würde war schon vor dem Spieltag erwartet worden. Statt wie üblich den Fans der Mannschaften je eine Stadionkurve zuzuweisen, damit die sonst zu erwartende Gewalt unter den Anhängern nicht vom Spektakel der Profis ablenkte, hatte man sich bei dieser Risikobegegnung dazu entschieden, die Fans statt vor sich selbst vor der pöbelnden Überzahl häldenstayner Bürger zu schützen. Beide Fangruppierungen hätten sich daher theoretisch in den separat abgezäunten Block K quetschen müssen, was der Fansprecher von Goldman‘s Axt Xorxosch Olgosch jedoch ablehnte. „Wir werden uns in keine biologische Falle locken lassen“. Statt dem Spiel im Stadion beizuwohnen hatten daher einige zwergische Fangemeinschaften sich Eselskarren gemietet, um ins entlegene Eierwiesental zu reisen, wo der Druide Skytix an seinem Zauberbächlein sogenannte „live streams“ anbot.

Zu leichtem Vogelgezwitscher und dem beruhigenden Rauschen des „streams“ sahen die zwergischen Anhänger einen durchaus engagierten Partiestart ihrer Mannschaft, welcher in einem lehrbuchhaften KO-Schlag Doloschs gegen den „Lord“ des nurgeligen Lobbyvereines seine Vollendung fand. Die Fangemeinschaft am Bachufer johlte auf. Da einer der Anhänger im Überschwang versehentlich über einen Stein stolperte, in den Bach fiel und dadurch das Bild kurzzeitig störte entgingen den Fans zwei üble Fouls des formellen links Außen[1]Berti „der Straßenflicker“ gegen „Knochenbrecher“ Grobotosch.  Nurgle-Trainer Kaltschweiß hatte mit Blick auf Goldman’s aggressive 1-1-9 Formation dem in der eigenen Mannschaft hoch umstrittenen[2] Spezialisten bereits vor Spielstart signalisiert, den Gegner früh zu „stören“.  Wie in den Spielen zuvor wollten sich Bertis Stollen jedoch einfach nicht effektiv ins gegnerische Fleisch treiben lassen.  Beim ersten Foulspiel gelang es Berti immerhin im Rücken des Referees dem liegenden Grobotosch mit der stahlverkappten Schuhspitze die Schläfe zu streicheln und ihn so für einen Moment aus dem Spiel zu nehmen. Der Nachtritt aber misslang dem im Training sonst so präzise aufspielenden Ausnahmetalent gründlich. Statt mit dem Treter das Frühstück im Magen des Gegenspielers zu pürieren, traf Berti lediglich dessen massive Gürtelschnalle. Das blieb nicht unbemerkt.

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Bertis Aktionen sind ineffektiv aber spektakulär

Skytix‘ „live stream“ hatte sich zu diesem Zeitpunkt wieder stabilisiert und so wurde Bertis Platzverweis im Eierwiesental mit frenetischem Jubel quittiert. Erneut stürzten einige Ultras mit ihren Bierkrügen freudetrunken in den „stream“, sorgten dadurch wieder für ein gestörtes Bild und konnten erst im nahen Dorf Schäferswutz aus dem Wasser geborgen werden.

Trotz doppelter Unterzahl schien der Platzverweis den Nurgles jedoch deutlich besser in die Karten zu spielen als den Bankern. Nicht nur brach die Spielunterbrechung den spielerischen Rhythmus der Zwerge, der Pfiff weckte auch Nurglebestie Waltraut auf, die bis dahin lediglich halbschlafend zugeschaut hatte[3]. Mit Waltraut im Spiel änderte sich alles.  Da waren die Räume plötzlich geschlossen und die Gegenspieler gestellt. Mit angetäuschten Seitenverlagerungen versuchte die zwergische Offense nach Wegen zu suchen, doch zu geschlossen stand die Wand an übelriechender Muskelmasse. Doloschs tollkühner Versuch an Rettham „der Umzugshelfer“ vorbei zu huschen, endete auf der Verletztentrage. Schlussendlich sah Ballträger Tamburin ein, dass ein Durchkommen aussichtslos war und drehte deshalb ab in Richtung eigener Endzone, um dem von den Nurgles ausgehenden Gestank zu entfliehen und als erster in der Kabine zu sein[4].

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Tamburin will als erster in die Kabine

Während zur Halbzeitpause im Eierwiesental stille Fassungslosigkeit darüber herrschte, wie man den Vorteil einer doppelten Überzahl bloß so hatte hergeben können, kam es im Stadion zu tumultartigen Aufständen. Als Halbzeitakt hatten die Veranstalter auf politischen Druck hin die Schauspieltruppe „Hampelmänner“ mit ihrer propagandistischen Kurzkomödie „Oma Ute – ich bin dann mal weg“ gebucht. Bürgermeister Heldenstein, der sich das Spiel nicht hatte anschauen wollen, war eigens für die Halbzeitshow ins Stadion geeilt, um die Resonanz zu dem Auftakt seiner Anti-Ute Kampagne zu erleben. Es wurde ein Desaster. Kaum jemanden interessierten die dümmlichen Slapstickeinlagen und einfallslosen Persiflagen über die ehemalige Stadtnekromantin. Stattdessen stimmte das Publikum in Beschimpfungen und Schmähgesänge auf den anfangs noch selbstsicher winkenden Bürgermeister in der Ehrenloge ein. Heldenstein, für seinen kompromisslosen Umgang mit der Nurglebevölkerung bekannt, hatte mit seiner anfangs harschen Antwort auf die separatistische Bewegung in Bad Poggbrogg („Wir werden sie aushungern lassen“) Zustimmungswerte von über 90%[5] feiern können. Nachdem direkte Erfolge jedoch ausblieben, schien der Bürgermeister kürzlich in seiner harten Politik einzulenken, sprach von Rechten für Nurgles und ließ eine Mauer in Auftrag geben, deren möglicher Zweck als Sicherung für die Nurgles er nicht kommentieren wollte. Was zu ungläubigem Staunen in der Nurglecommunity einerseits führte, brachte weite Teile der stolzen häldenstayner Bevölkerung auf, welche Zugeständnisse an „monströse Abartigkeiten“ nicht toleriert. Unter lautem Gelächter enteilte Heldenstein seiner Loge, als erste Steinwürfe neben ihm einschlugen.

Nach dieser unfreiwilligen Halbzeitunterhaltung betraten beide Teams erneut das Blood Bowl Grün. Dem Mannschaftsarzt der Nurgles war es in der Pause gelungen, den Lord wieder aus dessen tiefer Bewusstlosigkeit zu holen, doch wirkte er immer noch wacklig auf den Beinen. Entsprechend konzentrierten sich die harten Aktionen der zwergischen Verteidigung auf jenes schwächste Glied der faulenden O-Line, weshalb der Lord kurz nach Wiederanpfiff erneut bewusstlos vom Feld gerollt werden musste. Der abermals frühe Verlust eines Schlüsselspielers sorgte für einige Koordinierungsprobleme im Nurgleteam, da sämtliche im Training einstudierten Offense-Routes  auf die Schlagkraft aller vier Nurglekrieger ausgelegt waren. Goldman’s Axt verzichtete in dieser Spielphase jedoch auf hartes Pressing, man wähnte eine Falle und wollte den Gegner erst kommen lassen.

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Nach dem Spiel ärgert sich Spielführer Grobotosch über die zögerlichen Calls seines Coaches

Es fehlte ganz offensichtlich der aufpeitschende zwergische Fanlärm im Stadion. Dieser ertönte stattdessen im Eierwiesental wo das lautstarke und für Kinderohr ungeeignete Gegröle ganze Dammwildherden vertrieb und in den direkten Nachbardörfern für Panik vor marodierenden Horden sorgte.  Die zögerliche zwergische Defense erlaubte dem ÄhG eV zahlreiche technische Ungenauigkeiten, stand allerdings weitestgehend kompakt. Man schien sich mit einem touchdownlosen Unentschieden zufrieden zu geben. Nicht so aber die Nurgles, welche aus Block K stimmgewaltige Unterstützungsrufe erhielten, welche den Schmähgesang der Häldenstayner teilweise übertönen konnten. Die Entscheidung fiel kurz vor Ende. Mit schwindender Kondition und Konzentration, gelang es der Verteidigung nicht mehr die richtigen Antworten auf die ihr gestellten Probleme zu finden. Leichte positionelle Nachteile begannen sich zu größeren Raumvorteilen für die Nurgles auszuwachsen. Schließlich war es ein genialer Spielzug über Ballträger Philoktetes, der die Entscheidung brachte: Gegner umhauen und ab durch die Mitte. Manchmal kann Blood Bowl so einfach sein.

Taktik
Die klassische Kaltschweiß’sche Alley-Route führt zum Touchdown

 

[1] In Hinterzimmergesprächen witzelt Kaltschweiß gerne Berti spiele „alles was nicht Rechtens ist“.

[2] Bertis Talent im irregulären Spiel offenbarte sich zum Leidwesen seiner Teamkollegen bereits sehr früh im Trainingslager.  Während Berti sich durch seine Begabung im Team immer weiter isoliert, fand er in Kaltschweiß früh einen begeisterten Förderer, welcher ihn ausdrücklich ermutigt, sich im Training „kreativ auszutoben“. Bis jetzt konnte Berti sein volles Potential aber nie auf dem Platz abrufen, was Berichten zufolge zu Spannungen im Team führt.

[3] Kaltschweiß nahm auf der Pressekonferenz nach dem Spiel seinen in die Kritik geratenen Schützling Berti in Schutz. Dieser habe mannschaftsdienlich die Spielunterbrechung gesucht. Er, Kaltschweiß, lobe Spieler mit einem so tiefen Spielverständnis.

[4] Aufgrund einiger Instandhaltungsreparaturen in den Mannschaftskabinen ist derzeit wenig Platz für die Pausenbierfässer. Goldman’s Axt musste sich mit zweien statt wie üblich fünfen zufriedengeben.

[5] Umfragen werden in Heldenstein traditionell in den Gaststätten „Bierkeller“, „Kneipe am Eck“ und „Heringswirt“ erhoben. Sie sind nur bedingt repräsentativ.


Anmerkung der Redaktion:
Aufgrund zahlreicher Nachfragen und Mutmaßungen möchte die Redaktion Ihnen liebe Leser versichern, dass Pestigor Kecske im Titelbild nach Grobotsch schlägt und nicht nach einem leckeren Nacho greift.

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